Blogeintrag

CO2-Angebotsausweitung am Primärmarkt wirft Schatten voraus

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Zu Beginn der dritten Handelswoche im neuen Jahr waren die Töne am Energiemarkt mehrheitlich in Moll gestimmt. Nach der Tages-Eröffnung bei 31,62 Euro/t CO2 und somit unterhalb des Freitagsschlusskurses bei 31,74 Euro/t CO2 hoben die Bullen den Dez-21 Kontrakt kurzzeitig noch bis auf das Hoch bei 32,32 Euro/t CO2 an, konnten dieses Preisniveau jedoch nicht nachhaltig verteidigen. Zum Handelsschluss ging es für das Verschmutzungsrecht um 0,41 Prozent hinunter bis auf 31,60 Euro/t CO2. Den Hoffnungen auf eine stärkere Wirtschaftserholungen in diesem Jahr stehen Sorgen der Marktteilnehmer gegenüber, die durch weiter steigende Corona-Zahlen und -mutationen verursacht werden. Nach den entdeckten Mutationen in Großbritannien und Südafrika wurde nun eine weitere Mutation in Brasilien gefunden. Ob diese Mutation ebenfalls ansteckender ist oder ob es Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Impfstoffe gibt, konnte noch nicht abschließend festgestellt werden.

Analysten heben Preisprognosen an

Analysten haben ihre durchschnittlichen Preisprognosen für den europäischen CO2-Markt für 2021 und 2022 nach den Rekordständen im Januar aufgrund des wachsenden Vertrauens in das EU-ETS und steigender Gaspreise angehoben. Laut einer Reuters-Umfrage unter acht Analysten werden die EUAs im Jahr 2021 voraussichtlich durchschnittlich 39,24 Euro/t und im Jahr 2022 durchschnittlich 46,24 Euro/t betragen. Dies entspricht einem Anstieg von 3,6 Prozent bzw. 11,1 Prozent gegenüber den Prognosen im Oktober der letzten Jahres.

Die Rohölpreise waren am Montag seitwärts gerichtet, wobei Analysten zufolge die Anleger aufgrund der weltweit steigenden COVID-19-Fälle kaum Aufwärtspotenzial erwarteten. Der Pharmakonzern Pfizer kündigte an, dass er die vertraglich vereinbarten Dosen seines Impfstoffs im Januar nicht für europäische Käufer herstellen könne. Der US-Dollar stieg am Montag auf ein Vier-Wochen-Hoch bei 1,2052 US-Dollar/Euro. Die Verluste am Ölmarkt wurden durch positive chinesische Wirtschaftsdaten begrenzt, die zeigten, dass das BIP im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent gestiegen ist.

Am Dienstag verzeichneten die Verschmutzungsrechte ein deutliches Plus. Für den CO2-Dez-21-Kontrakt ging es um 4,08 Prozent hinauf auf 32,90 Euro/MWh. Dies lässt sich vor allem auf technische Signale zurückführen, fundamental wird aktuell weiterhin auf die Wiederaufnahme der Auktionen Ende des Monats gewartet. Auch die für Ende Januar geplanten Ausweitungen des Lockdowns aufgrund der Covid-19-Pandemie sollten eher Druck auf die Preise ausüben. Davon war am Dienstag jedoch kaum etwas zu spüren.

ZEW-Index überrascht trotz verlängerter Lockdowns positiv

Ebenfalls bullish gestimmt waren am Dienstag und somit am letzten Arbeitstag von noch US-Präsident Donald Trump die Marktteilnehmer am Ölmarkt. Für den Brent Crude Frontmonat gab es ein Plus von 2,34 Prozent auf 56,01 US-Dollar/bbl. Die Augen sind auch auf die neue Finanzministerin Janet Yellen gerichtet, die ihre Antrittsrede am Mittwoch dazu genutzt hat, um Argumente für starke fiskalische Anreize zu finden.

Am Dienstag wurde in Deutschland die ZEW-Umfrage veröffentlicht. Im Januar liegt der ZEW-Saldo der Konjunkturerwartungen bei 61,8 Punkten nach 55,0 im Dezember. Die Konsensschätzung lag bei 59,4. Wie die Heleba berichtet, fällt die Lagebeurteilung der Finanzmarktteilnehmer zum Jahresbeginn marginal besser aus. Eine Belastung stellt die Corona-Krise dar. Trotzdem besteht die Erwartung, dass in den nächsten sechs Monaten eine wirtschaftliche Erholung eintritt. Der Saldo der Konjunkturerwartungen befindet sich deutlich im Expansionsbereich.

Wenig Bewegung gab es am Mittwoch an den Energiemärkten. Die Händler schienen gespannt auf die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden gewartet zu haben und ob es in dem Zusammenhang weitere Ausschreitungen gibt. Diese blieben glücklicherweise aus. Es bleibt abzuwarten, welchen Einfluss die amerikanische Politik auf die Energiemärkte haben wird. US-Präsident Joe Biden kündigte am Mittwoch jedenfalls die Rückkehr Amerikas zum Pariser Klimaabkommen an.

Finanzielle Stimuli in den USA beflügeln Märkte

Laut dem Informationsdienstleister ICIS könnten die EUA-Preise bis 2023 auf bis zu 50 Euro/t CO2 steigen. Grund dafür sehen die Analysten bei der Angebotsreduzierung und dem Mangel an Möglichkeiten eines Brennstoffwechsels. Im Jahr 2020 sind die ETS-Emissionen gegenüber dem Vorjahr pandemiebedingt voraussichtlich um 11,9 Prozent gefallen. Die Erholung der Weltwirtschaft dürfte die Emissionen aber wieder erhöhen. Beim Handel mit Verschmutzungsrechten ging es dagegen in die andere Richtung. Für den Dez-21 CO2 Kontrakt ging es um 0,63 Prozent hinunter auf 32,88 Euro/t CO2.

Grüne Vorzeichen gab es am Mittwoch hingegen beim Brent Crude Frontmonat. Für den Kontrakt hieß es Plus 0,72 Prozent auf 56,25 US-Dollar/bbl. Die Ölpreise wurden gestützt von Hoffnungen auf weitere finanzielle Stimuli durch die Biden-Regierung. Sorgen bereiten weiterhin die neuen Ausbrüche des Coronavirus in China und die hohen Infektionszahlen in den USA. Janet Yellen forderte dazu auf, "großzügig zu handeln", um die Wirtschaft zu schützen und sich später Gedanken um die Verschuldung zu machen. Dies trieb die Märkte an, da die Hoffnungen auf eine Erholung der Nachfrage die Aktienmärkte beflügelten, während jedoch gleichzeitig neue Lockdowns in Deutschland, den Niederlanden und Peking verkündet wurden. Der amerikanische S&P 500 stieg um 1,4 Prozent auf 3851 Zähler und der DAX schloss 0,7 Prozent fester bei 13921 Punkten.

Ausblick

Die starke Rally am CO2-Markt ab November ist nicht ausschließlich auf die Angebotsverknappung am Primärmarkt und die verzögerte Zuteilung von Zertifikaten an die Industrie zurückzuführen, denn auch andere Assets, wie bspw. der Euro-Dollar-Kurs oder der Ölmarkt erfuhren im gleichen Zeitraum eine dynamische preisliche Aufwertung. Das übergeordnete Umfeld für die EUAs ist nach wie vor bullish zu werten, nachdem sich die EU im Dezember auf ein ehrgeizigeres Klimaziel für 2030 geeinigt hatte. Die Wiederaufnahme der Auktionen am 29. Januar wirft jedoch so langsam ihre Schatten voraus und die Marktteilnehmer dürften bis dahin vorsichtiger beim Aufbau von Longpositionen agieren. Es wird spannend zu beobachten sein, welchen Effekt das höhere Angebot auf den Markt tatsächlich hat und ob diese zusätzlichen Mengen auch durch eine steigende Nachfrage absorbiert werden können. Am Donnerstagnachmittag, zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Marktberichts, steigt der Dez-21 Kontrakt um 1,82 Prozent auf 33,50 Euro/t CO2.

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Autor: Stefan Küster

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