Blogeintrag

Politischer Rückenwind für die EUAs!

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30-Euro-Marke als unüberwindbare Hürde?

Die CO2-Zertifikate bekamen zu Beginn der aktuellen Handelswoche am Montag politischen Rückenwind, denn die EU-Kommission plant eine Sonderreduzierung neuer Zertifikate im EU ETS. Als Reaktion darauf überwanden die Verschmutzungsrechte zum vierten Mal in diesem Jahr die 30 Euro-Marke. Der Dezember 2020 Kontrakt ging mit einem Plus von 7,82 Prozent bei 30,47 Euro/t CO2 aus dem Handel. Gerüchten zufolge soll die EUA-Angebotsmenge jährlich stärker reduziert werden als bisher. Zudem stiegen zu Beginn der Woche die Sorgen um die Verfügbarkeit französischer Kernenergie. Der französische Kernkraftwerksbetreiber EDF gab bekannt, dass das Wartungsfenster für 2021 bis 2023 für alle 56 Kernreaktoren verlängert werden soll. Zusätzlich zeigt der neueste Entwurf des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) des deutschen Wirtschafts- und Energieministeriums (BMWi), dass die Klimaneutralität bereits vor 2050 erreicht werden soll und nicht mehr wie bisher im Jahr 2050.

Positive Konjunkturdaten aus Deutschland

Auch von Seiten der Konjunktur gab es diese Woche positive Signale. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind im September überraschend stark angestiegen. Von 71,5 im Vormonat stieg der Index auf 77,4 Punkte, die Schätzungen lagen im Durchschnitt bei 69,5. Die Einschätzung der aktuellen Lage verbesserte sich ebenfalls überraschend stark auf -66,2 Punkte nach -81,3 im August. Im August war es vor allem die große Diskrepanz zwischen Erwartung und aktueller Lage, die Fachleute beunruhigt hatte. Dies hat sich mit der September-Umfrage nun etwas relativiert. „Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen erneut. Dies zeigt, dass die Expertinnen und Experten weiterhin von einer spürbaren Erholung der deutschen Wirtschaft ausgehen. Die ins Stocken geratenen Brexit-Verhandlungen und die steigenden Corona-Infektionszahlen konnten die positive Stimmung nicht bremsen“, kommentiert ZEW-Präsident Achim Wambach.

Brexit belastet EUA-Preis

Apropos Brexit: Das britische Unterhaus hat dem umstrittenen Binnenmarktgesetz mit überraschend deutlicher Mehrheit zugestimmt. Nur 24 Tories verweigerten in zweiter Lesung ihre Zustimmung. Das Gesetz steht auch in Großbritannien in der Kritik, weil es den zwischen der EU und Großbritannien ausgehandelten Brexit-Vertrag in der Nordirland-Frage verletzten würde. Damit provoziert Premier Johnson die EU in der heißen Phase der Verhandlungen über ein neues Handelsabkommen. Am CO2-Markt kamen die Kurse daraufhin am Dienstag um 2,23 Prozent auf 29,79 Euro/t CO2 zurück, nachdem es im Hoch zwischenzeitlich sogar bis auf 30,78 Euro/t CO2 hinaufging. Das markante Hoch vom 13.07. lag bei 30,80 Euro/t CO2 und konnte somit nicht überwunden werden. Und dies trotz der Meldung, dass sich die Abgeordneten in der ersten Abstimmungsrunde im Europäischen Parlament für die Aufnahme der Schifffahrtsindustrie in das Europäische Emissionshandelssystem entschieden hatten.

Politischer Rückenwind für die EUAs

Mit Spannung wurde am Mittwoch die Rede zur Lage der europäischen Union der EU-Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen erwartet. Sie plant, die Klimaziele der EU deutlich zu verschärfen und eine Reduktion der CO2-Emissionen um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 anzustreben. Zuvor lag das Ziel bei 40 Prozent. Im kommenden Jahr müssen dazu nun alle Energie- und Klimagesetze angepasst werden. Als Instrument zur Zielerreichung soll vor allem der Emissionshandel dienen, aber auch steuerrechtliche Änderungen und eine höhere Energieeffizienz. Im Handel mit Verschmutzungsrechten soll zum einen einmalig eine größere Menge an Zertifikaten aus dem Markt genommen und zum anderen der lineare Reduktionsfaktor erhöht werden. Dieser beschreibt die Kürzung der jährlich zur Verfügung stehenden Emissionsrechte. Weiterhin ist geplant, dass der Straßenverkehr und der Gebäudesektor schrittweise in den Emissionshandel einbezogen werden.

Buy the rumour sell the facts!

Als Reaktion auf die Rede ging der Dezember 2020 Kontrakt im ETS mit einem Plus von 0,67 Prozent bei 29,99 Euro/t CO2 und damit knapp unter der 30 Euro-Marke aus dem Handel am Mittwoch. Da es allerdings bereits im Vorfeld zu Gerüchten über die geplanten Änderungen gekommen ist, war einiges dieser Informationen bereits im Markt eingepreist. Vor allem am vergangenen Montag, als erste Berichte zu den Plänen der Kommission aufkamen, ging es bereits steil bergauf. „Buy the rumour sell the facts“ lautet wieder einmal die Trading-Devise am CO2-Markt, denn auch am Donnerstag zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Marktberichts fallen die Kurse des CO2-Dez-20 Kontraktes um weitere 3,6 Prozent bis auf 28,91 Euro/t CO2 zurück. Vor dem Hintergrund dieses deutlich spürbaren politischen Willens scheint es jedoch nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die EUAs die massive Hürde bei 30 Euro durchbrechen können.

Ausblick Primärauktion

In der nächsten Handelswoche 39 werden an der EEX 20,8 Mio. EUAs verauktioniert. Die größte Menge kommt am Mittwoch mit 6,4 Mio. EUAs unter den Hammer. An der englischen ICE werden nächste Woche keine EUAs versteigert. Zum Vergleich: In der aktuellen KW 38 werden über die EEX 14,4 Mio. EUAs auf den Markt gebracht. Hinzu kam die Menge von 5,3 Mio. EUAs über die britische ICE am Mittwoch, was einem Gesamtvolumen von 19,7 Mio. EUAs in KW 38 entspricht. In der nächsten Woche steigt das Auktionsvolumen folglich um 1,1 Mio. EUAs, womit ein bearisher Effekt auf die Preisentwicklung ausgeübt wird. Die 30-Euro-Marke könnte „ceteris paribus“ somit wieder in weitere Entfernung geraten.

 

Autoren: Stefan Küster, Dennis Warschewitz

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