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Bei der Bewertung von Ereignissen setzen Menschen stets einen Bezugspunkt. Dieser entspricht beim Energiehandel dem Kaufkurs zum Zeitpunkt der Eröffnung einer Position. Alles, was von da an passiert, wird in Bezug zu diesem Kaufkurs bewertet. Steigt der Kurs, wird es der Händler als Gewinn bewerten, fällt der Kurs als Verlust. Soweit plausibel. Trotzdem sollte man sich bewusst machen, dass Gewinne und Verluste erst durch die Bewertung und das Festlegen eines Bezugspunktes entstehen. So werden Sie einen Gewinn von 5 € bei einem Kaufpreis von 2 € als höher bewerten, als wenn die Position von 2000 € Kaufpreis auf 2005 € steigt. Rational betrachtet entspricht der Gewinn aber derselben Höhe von 5 € (Teil 1 meines newsletters befasste sich schon mit der Tatsache, dass der Mensch eben kein homo oeconimicus ist...)
Interessanter noch ist allerdings die Tatsache, dass Gewinne und Verluste mit zunehmender Entfernung vom Bezugspunkt nicht mehr gleich bewertet werden. Je weiter die Entfernung vom Bezugspunkt, desto weniger stark ausgeprägt die Emotion (bei Gewinn Freude, bei Verlust Schmerz) Das heißt: bei einem Einstiegssignal von beispielsweise 1000 €, ist Ihre Freude über das Steigen des Kurses um 100 € groß. Ihr Selbstwertgefühl steigt. Bei einem weiteren Anstieg von 100 € freuen Sie sich ebenfalls sehr, aber schon nicht mehr so ausgesprochen stark wie über die ersten 100 € und so weiter. Ihre Sensitivität nimmt bei steigendem Gewinn ab. Außerdem steigt der Wunsch, den Gewinn auch realisieren zu wollen. Bislang exisitert er ja nur auf dem Papier und morgen schon könnte es anders aussehen. Daher ist es so schwer, Gewinne dem ursprünglich aufgestellten Handelsplan entsprechend laufen zu lassen und nicht frühzeitig zu realisieren.
Bei Verlustpositionen verhält es sich ähnlich - und doch anders. Auch hier nimmt der empfundene Schmerz ab, je weiter die Position fällt. Allerdings werden die ersten 100 € Verlust deutlich schmerzhafter (fast doppelt so schmerzhaft!) erlebt als 100 € Gewinn Freude auslösen. Da Sie es im Folgenden zwar weiterhin schlimm, aber im Verhältnis immer weniger schlimm erleben, wenn Ihr Verlust weiter steigt, halten Sie nun eher an der Position fest. Die Tatsache, dass der Verlust bisher nur auf dem Papier existiert, lässt Sie in diesem Fall also eher dazu verleiten, weiterhin nicht glattzustellen und Ihr Stoppsignal zu ignorieren bzw. weiter zu korrigieren, statt den Verlust "wahr" werden zu lassen.
Um sich beim Traden vor den Folgen unserer verzerrten Bewertung von Gewinnen und Verlusten zu schützen, hilft ein strukturierter Handelsplan. Mit dem Wissen um Ihr emotional gefärbtes Denken sollten Sie Neuberwertungen von Kursverläufen immer unterlassen und sich konsequent an die zuvor gesetzten Ausstiegssignale halten.
Mehr Informationen über die Grundlagen menschlichen Denkens und Entscheidens - und vor allem, was diese für Sie als Energiehändler bedeuten und wie Sie mit Ihnen umgehen können, erfahren Sie in meinem Seminar "Die Psychologie des Energiehändlers" am 06.07.2018 in Düsseldorf. Klicken Sie hier, um mehr Informationen über mein Seminar zu erhalten, welches auch als Inhouse-Veranstaltung buchbar ist.
Mentale Grüße von Regine Küster
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