Blogeintrag

Wie könnte die US-Wahl den CO2-Markt beeinflussen?

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Zu Beginn der Handelswoche 44 standen die Vorzeichen an den Energiemärkten durchweg auf Rot. Allen voran ging es am CO2-Markt deutlich hinab. Der Dez-20 Kontrakt sank um 6,55 Prozent auf 23,82 Euro/t CO2. Den weiter steigenden Corona-Zahlen und wachsenden Befürchtungen vor einem „Lockdown light“ konnten sich die Energie-Commodities zu Wochenbeginn nicht entziehen. Das EUA-Auktionsergebnis an der EEX notierte um 11 Uhr bei 24,33 Euro/t CO2 und damit 10 Cent unter dem Sekundärhandel. Entsprechend hinunter ging es mit den CO2-Notierungen in den darauffolgenden Minuten. Das Tagestief wurde kurz vor Handelsschluss bei 23,72 Euro/t CO2 festgestellt.

Lockdown 2.0 lässt Finanz- und CO2-Markt einbrechen

Am Dienstag kam es am CO2-Markt in den letzten beiden Handelsstunden zu einem phänomenalen Rebound. Der Dez-20 Kontrakt stieg auf Tagesbasis um 0,96 Prozent auf 24,08 Euro/MWh. Damit wurde das vorherige Tief vom 22.10. bei 23,09 Euro/t CO2 nicht mehr erreicht. Der Abwärtsdruck hatte somit vorerst nachgelassen und unter den Marktteilnehmern kam Hoffnung auf, die Preise könnten sich zumindest kurzfristig erholen. Diese Hoffnung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn am Mittwoch standen insbesondere die Finanzmärkte unter dem Eindruck des zweiten, absehbaren bundesweiten Lockdowns, den Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten im Laufe des Tages beschlossen hatten. Ab dem 2. November soll das öffentliche Leben wieder stark heruntergefahren werden. Der deutsche Aktienindex DAX verlor 4,2 Prozent oder 503 Punkte auf 11.560 Punkte. Seit Wochenbeginn sind damit über 1.000 Indexpunkte verloren gegangen. Die wirtschaftlichen Folgen der verschärften Pandemiebekämpfung verschrecken die Marktteilnehmer. In zahlreichen europäischen Nachbarländern gelten bereits ähnliche und teils sogar noch drastischere Maßnahmen.

Als Bundeskanzlerin Merkel vor vier Wochen prognostizierte, an Weihnachten könnten die täglichen Neuinfektionszahlen bei 19.200 pro Tag liegen, wurde ihr Panikmache vorgeworfen. Am Ende könnte es bei der aktuellen Dynamik bereits in zwei Tagen, also Ende Oktober, soweit sein. Am Mittwoch lag der Wert laut Robert-Koch-Institut bei rund 15.000 neuen Fällen. Da angesichts dieser Daten in vier Wochen die Intensivbetten knapp werden dürften, musste die Politik nun harte und einheitliche Maßnahmen ab Anfang November beschließen, da die bisherigen lokalen Bemühungen keine ausreichende Wirkung erzielten.

Brexit-Fortschritte verpuffen an den Märkten

Bei den Brexit-Verhandlungen wurden gemäß Berichten von Bloomberg zuletzt deutliche Fortschritte erzielt. Eine Einigung auf ein Handelsabkommen für die Zeit ab dem 1. Januar scheint nun für Anfang November möglich. Die Gespräche sollen in den nächsten Tagen intensiv fortgesetzt werden. Für die Energie-Commodities ging es im Gleichklang mit den Finanzmärkten am Mittwoch deutlich zurück. Den stärksten Kurseinbruch hatte das CO2-Dez-20 Zertifikat zu verkraften, welches um 4,2 Prozent bis auf 23,05 Euro/t CO2 in die Tiefe rauschte. Der Grund für den Preiseinbruch ist in der weiter oben bereits beschriebenen exponentiellen Dynamik der stetig ansteigenden Neu-Infektionen mit dem Coronavirus in Europa zu finden. Die positiven Meldungen vom Brexit konnten den Preisrutsch am CO2-Markt nicht bremsen.

Rebound der CO2-Preise am Donnerstag

Deutlich optimistischer zeigt sich das Handelsgeschehen am Donnerstag zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Analyse. Die CO2-Preise notieren 4 Prozent im Plus bei 23,99 Euro/t CO2 und es kommt zu einer technischen Gegenbewegung. Fundamentale Kaufgründe dürften nicht der Auslöser sein, vielmehr die Tatsache, dass die Notierungen von der Wochen-Eröffnung am Montag bei 25,23 Euro/t CO2 bis zum bisherigen Wochentief am Mittwoch bei 22,88 Euro/t CO2 bereits um über 9 Prozent nachgegeben hatten. Schnäppchenjäger greifen in das CO2-Kaufregal, auch wenn der mittelfristige Abwärtstrend seit dem Septemberhoch bei 30,78 Euro/t CO2 weiter ungebrochen ist. Dieser verläuft am Donnerstag bei 25,27 Euro/t CO2. Bei 23,98 Euro/t CO2 befindet sich die 200-Tage-Linie, welche zurzeit deckelnd über den Notierungen schwebt. Wir können gespannt sein, ob ein Durchbruch auf Tagesbasis am Donnerstag gelingt oder ob die Notierungen an diesem wichtigen Widerstand erneut abprallen und den Rückwärtsgang einlegen.

Ausblick Primärauktion und US-Wahl

In der aktuellen Handelswoche 44 werden an der EEX 14,5 Mio. Zertifikate versteigert. Die größte Auktionsmenge ging am Mittwoch im Rahmen der britischen Auktion, wo 5,3 Mio. EUAs versteigert wurden, an die Märkte. In der nächsten KW 45 findet am Mittwoch wieder die polnische Auktion über die EEX statt, bei welcher 6,4 Mio. EUAs versteigert werden sollen. In Summe werden nächste Woche also 20,9 Mio. EUAs verauktioniert. Das Primärangebot steigt also um rund 1 Mio. EUAs, was ceteris paribus einen preisdämpfenden Effekt auf die Märkte haben dürfte. Des Weiteren findet in der nächsten Woche am Dienstag die US-Wahl statt. Mit Blick auf die Saisonalität in US-Wahljahren kommt es im November nach der Wahl häufig zu einer Erleichterungsrally an den Aktienmärkten (Jahresendrally). Unabhängig vom Wahlausgang steht das Ergebnis dann fest und die politische Unsicherheit an den Märkten schwindet. Verliert der amtierende US-Präsident Trump die Wahl eindeutig, sollte eine Anfechtung des Wahlergebnisses chancenlos sein, womit die politische Hängepartie und das gefürchtete Chaos nach der Wahl ausbleibt. Dieses dann einsetzende positive Sentiment könnte über die Aktienmärkte auch auf dem CO2-Markt zu spüren sein und dort in der nächsten Woche für steigende Notierungen sorgen.  

 

Autoren: Stefan Küster, Dennis Warschewitz

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