Blogeintrag

Witterungseinflüsse nehmen zu

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Von Robin Girmes

Die in den letzten Tagen massiv gestiegenen Strompreise lassen einen schnell die Frage stellen: „Kann das wirklich so teuer werden und ist es möglich, dass von nun an kalte, windschwache Witterungslagen zu Spikes führen?“

Insbesondere der zweite Teil der Frage lässt sich derzeit nicht beantworten, jedoch macht es Sinn zu der insbesondere in Frankreich fundamental verknappten Kraftwerksverfügbarkeit auch die Situation aus dem Wetter heraus zu betrachten.

Hierbei ist als erstes die ausgeprägte und großräumige Trockenheit in vielen Regionen Mitteleuropas inklusive des Alpenraums zu nennen, die in manchen Gebieten seit nunmehr knapp drei Monaten anhält - ohne Aussicht auf nachhaltige Änderung in den nächsten mindestens zwei Wochen. Sie reicht bereits aus, die aus dem nassen 2. Quartal rührenden sehr üppigen Abflussmengen zur Laufwasserproduktion nun klar unter die durchschnittlichen Erwartungswerte zu führen. Die Anomalie summiert sich im Alpenraum derzeit auf rund 6 GW weniger Stromerzeugung, wobei alleine Frankreich bereits ein Defizit von 2,5 GW gegenüber normal aufweist, Tendenz steigend. Auch Abflüsse der Donau in den Balkan (Iron gate) sowie des Rheins sind ausgesprochen niedrig, was derzeit bereits zu Kleinwasserzuschlägen führt. Bei erwähnter Fortdauer der trockenen Lage im Rheineinzugsgebiet ist auch eine zeitweilige Einstellung der Schifffahrt oberhalb von Köln innerhalb der nächsten zwei Wochen denkbar und somit eine Erschwerung des Kohletransportes zu den Kraftwerken z.B. an Neckar und Saar gegeben.

Die anderen Wetterparameter Wind, Sonnenschein und Temperatur haben zwar eine geringere Vorhersagbarkeit der Anomalien, jedoch liegen auch hier bislang deutliche Abweichungen zu normal vor:  

Bezüglich Temperaturen wie auch PV Einspeisung hat der September Deutschland klar verwöhnt. Der bisherige Temperaturrekord aus 2006 wird aller Voraussicht nach übertroffen werden, und das mit rund 50% mehr Sonnenschein als üblich. Alleine eine Normalisierung dieser beiden Parameter würde bereits eine deutliche Verschiebung von Angebot und Nachfrage bedeuten, was spätestens zur zweiten Wochenhälfte der KW40 auch beobachtet werden sollte. Hierbei steigt jahreszeitgemäß zudem das Nebelrisiko an, ausgerechnet bei kalten und windschwachen Wetterlagen. Im bereits teurer bepreisten Frankreich ist die Lastsensitivität der Temperatur in Richtung Winter rund viermal so groß wie in Deutschland, hier sind vorwiegend bei kühler Witterung im Süden und Osten die größten Preisrisiken zu erwarten.

Beim Wind macht ein längerfristiger Ausblick nur bedingt Sinn, jedoch führt eine grundsätzlich eher ungewöhnliche Konstellation zu vermutlich noch einigen Wochen abgeschwächter Tiefdruckaktivität auf dem Atlantik: Eine große Fläche des arktischen Ozeans ist derzeit nicht von Eis bedeckt und bis sich dies ändert, verharren die Temperaturen dort nahe null Grad. Zugleich kühlen die Kontinente z.B. in Sibirien und Kanada aber mindestens in der üblichen Geschwindigkeit aus. Beide Effekte zusammen schwächen den Jetstream und die Neigung Atlantischer Tiefs, sich vorwärts bis nach Europa hinein zu bewegen. Die nun kommende Wetterlage in KW40 und vermutlich auch KW41 sind Beispiele der Auswirkungen auf Europa und besitzt das Potential, sich noch bis in den Dezember hinein aus gleicher Ursache zu wiederholen. Im weiteren Winter ist dann in der Arktis natürlich wieder jegliches Wasser überfroren und somit zumindest dieser Grund für eine reduzierte Zirkulationsintensität verschwunden. In Summe kann somit eine Überzahl windschwacher Oktobertage erwartet werden, was in Summe dann doch einige Puzzlestücke zusammenlegt, die bullishe Risiken aus dem Wetter vereint. Dabei wird insbesondere auf die Bepreisung der Abendspitzen im Settlement zu achten sein. Ansätze hiervon waren mit >50 Euro an einzelnen Tagen trotz der milden Temperaturen bereits erkennbar...

Fazit: Die Preisgestaltung auf Basis veränderter Fundamentaldaten scheint zwar derzeit eine fragliche Dynamik entwickelt zu haben, aus Wettersicht können jedoch durchaus Lagen eintreten, die eine große Ausnutzung der Stackbreite erfordern. An windigen Wochenenden wie gewohnt nach unten, jedoch in kühlen windschwachen Abendstunden werktags vielleicht auch mal in die ungewohnte, die teure Richtung.

 

Weitere Infos zu unserem Wetterseminar in Zusammenarbeit mit Robin Girmes.

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Rechtliche Hinweise

Autor: Robin Girmes

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